Wir haben hier bereits öfter über gesellschaftliche Veränderungen und deren unterschiedliche Ausprägung in Stadt und Land nachgedacht. Heute soll es um eine Entwicklung gehen, die wahrscheinlich überall ähnlich verläuft: Wachsende Ansprüche von Eltern an die Kommune, wenn es um die Ferienbetreuung der Kinder geht. Bei wachsendem Fachkräftemangel wird auf dem Arbeitsmarkt zunehmend auf die berufstätige Mutter gesetzt. Ob alleinerziehend oder mit Ehemann, bei 12 Wochen Schulferien und einem durchschnittlichen Urlaubsanspruch von 6 Wochen, ist Stress vorprogrammiert! Nicht allein der Alltag muss durchorganisiert werden, auch die Urlaubsplanung muss das ganze Jahr im Voraus erfolgen und da würden schon drei Wochen öffentliche Kinderbetreuung sehr helfen. Deshalb ist der Ruf nach Entlastung durch den Staat nicht unverständlich. Sollen doch die Schulverbände, die Offenen Ganztagsschulen, die KiTas und damit die Gemeinden und Städte für eine Ferienbetreuung sorgen. Kosten darf das dann allerdings auch nicht viel! Aber halt! Berufstätige Frauen sind doch schon so lange eine Selbstverständlichkeit. Was hat sich geändert? Wie wurde das mit den Ferien denn bisher geregelt? Offensichtlich haben die Angebote sogenannter Freier Träger, wie z.B. der AWO, oder die Vereine vor Ort den Bedarf mit ihren Angeboten bisher decken können und die reichen nun nicht mehr. Hinzu kommt, dass all diese Einrichtungen klassische Arbeitgeber von Frauen sind und diese selbstverständlich auch Kinder und eigene Urlaubsansprüche haben. Wenn wir weiter zurückblicken, haben wir unsere Ferien früher bei Oma und Opa oder den Tanten verbracht, die nicht berufstätig waren. Zumindest morgens nicht aus dem Haus mussten! Der Aufsicht über die Kinder wird in der heutigen Zeit eine größere Bedeutung beigemessen. „Früher“ hatte man zu den Mahlzeiten zuhause zu sein und hat den Tag ansonsten mit seinen Freunden draußen verbracht.
Tatsächlich kommt jetzt vielleicht doch ein Unterschied zwischen Stadt und Land: In den Ferien gab und gibt es auch heute noch mehr Kinder auf dem Dorf! Wer Verwandtschaft auf dem Land hatte, wusste seine Kinder dort in den Ferien gut aufgehoben. Onkel und Tante arbeiteten zwar auf dem Hof oder Oma und Opa verbrachten ihren Ruhestand im Häuschen mit großem Garten, hatten aber ein Auge auf die Kinder und die Cousins und Cousinen wussten ohnehin, was man durfte und was nicht erlaubt war. Heute arbeiten die Tanten auf dem Land selbst außerhalb des landwirtschaftlichen Betriebes und Oma und Opa, wenn sie selbst nicht noch berufstätig sind, haben andere Pläne zur Freizeit- und Urlaubsgestaltung als einen großen Gemüsegarten. Wer also kümmert sich heute in den Ferien um unsere Kinder? Oft wird im Zusammenhang mit dieser Diskussion gefragt: „Wieso machen das nicht die Lehrer? Wieso haben die 12 Wochen Ferien?“ Wir denken dann sofort an die super engagierten Lehrer in unserem Bekanntenkreis, die die 12 Wochen „unterrichtsfreie Zeit“ aus Überzeugung für die Weiterbildung und Unterrichtsplanung nutzen. Die fühlen sich bei dieser Diskussion dann zu recht ungerecht behandelt.
Fakt ist, es muss eine Lösung her und Denkverbote darf es nicht geben. Im Idealfall wird diese Lösung im Konsens mit allen Beteiligten gefunden und nicht allein den Kommunen überlassen!