Woher wir kommen…

Es ist die Vorweihnachtszeit und viele sind auf der Suche nach Geschenken für Ihre Lieben. Da passt es an dieser Stelle gewiss, einen Buchtipp zu platzieren. Ich möchte werben für ein Buch von Uta Ruge aus dem Jahr 2020 mit dem Titel „Bauern, Land“. Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang.

Die Autorin beschreibt darin die Entwicklung ihres elterlichen Hofes seit den 50er Jahren in einem Dorf an der Niederelbe. Das Dorf ist im Rahmen der sogenannten „Moorkolonisation“ entstanden und Uta Ruge bettet ihre persönliche Geschichte in die Historie der durch die (Welt-)Politik geprägten Entwicklung der Landwirtschaft. In der Rezension von Elke Schmitter heißt es zurecht: „Wie Uta Ruge Glück und Not des Landlebens zusammenbringt, von der deutschen Nachkriegszeit bis heute, mit historischem Geschehen und Kulturgeschichte verknüpft, das ist neu und einzigartig.“

Mich hat selten ein Buch so nachhaltig bewegt, weil es eines ganz besonders schafft: Verständnis dafür zu wecken, wie Menschen in der Landwirtschaft „ticken“.

Es gibt den klugen Spruch, der sinngemäß bedeutet, dass man wissen sollte, woher man kommt, um zu begreifen, wo man steht und wo man hinwill. Dieses Buch hilft ganz wunderbar dabei, dieses für die Landwirtschaft umzusetzen! Warum aber ist das so wichtig? Aktuell gibt es politische Projekte und Diskussionen, die sich mit der Umnutzung landwirtschaftlicher Flächen in großem Umfang beschäftigen. Flächen, die sich überwiegend im privaten Besitz von Landwirtsfamilien befinden. Wir reden von den Plänen, einen Großteil der 130.000 ha Moorflächen in Schleswig-Holstein für den Klimaschutz wieder zu vernässen und den im Koalitionsvertrag zwischen CDU und Bündnis 90/Die Grünen in Schleswig-Holstein vereinbarten zweijährigen Dialog über einen möglichen „Nationalpark Ostseeküste“. Ohne Frage ist der Klimawandel eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, wenn nicht die größte, und selbstverständlich bedeutet Klimaschutz auch Naturschutz! Allerdings kann man Herausforderungen nach unserer festen Überzeugung nur dann nachhaltig bewältigen, wenn alle Beteiligten sich auf Augenhöhe begegnen und man mit Verständnis für die Situation des Gegenübers, also mit Empathie, an die Sache herangeht! Die beschriebenen Projekte würden weitreichende Folgen für die Wirtschaftlichkeit der Landwirtschaft in den jeweiligen Gebietskulissen haben.

In unserer Verfassung wird das Recht auf Eigentum in Artikel 14 wie folgt geregelt:

Art 14

(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt.

(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Entschädigung ist unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streitfalle der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten offen.

Für die oben angesprochenen politischen (Groß-)Projekte muss es daher um einen gut strukturierten, rechtlich einwandfreien Abwägungsprozess gehen, in dem die Interessen der Allgemeinheit klar definiert und eine Kompensation für wirtschaftliche Einbußen der Landwirtschaft transparent und ebenfalls rechtlich einwandfrei ermittelt werden. Für jahrelange Verfahren haben wir alle aufgrund des dramatischen Klimawandels keine Zeit! Es muss miteinander gemeinsam und konstruktiv um die für alle beste Lösung gerungen, also gute Politik gemacht werden! Alle Beteiligten sind deshalb aufgefordert, sich nicht nur mit der Thematik sondern auch mit dem Gegenüber am Verhandlungstisch zu beschäftigen und seine Beweggründe und Bedenken ernst zu nehmen. Das Buch von Uta Ruge möchten wir daher allen, die sich politisch mit der Landwirtschaft beschäftigen, ans Herz legen!

Literaturhinweis: „Moore in Schleswig-Holstein“ , Geschichte-Bedeutung-Schutz, Schriftenreihe LLUR SH-Natur; 23

Karte: SHZ vom 6.10.2022

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