Was macht ein Landwirt eigentlich im Winter?

Landwirtschaftliche Laien könnten ja meinen, dass nach Ernte und Herbstbestellung Ruhe auf den Höfen einkehrt und bis zu den ersten Frühjahrsarbeiten auch öfter mal „die Beine hochgelegt“ werden können. Das wäre toll und ist auch jedem Landwirt nach anstrengenden Monaten absolut zu gönnen. Leider sieht die Realität oft anders aus.

Natürlich gibt es die täglichen Arbeiten, die immer erledigt werden müssen. Je tierintensiver ein Betrieb ist, desto mehr davon.

Aber eine weitere Herausforderung „lauert“ im Winter auf die meisten Landwirte: der Angstgegner namens Schreibtisch! Und hier wartet viel, besonders in den unteren Regionen der Stapel, die sich in der Feldarbeitsperiode so oft angesammelt haben. Ob man will oder nicht. Landwirte haben immer mehr Schreibtischarbeiten zu erledigen. Viele davon haben auch einen tieferen Sinn und sind absolut nötig. Bei einigen wurde dieser Sinn aber leider noch nicht nachgewiesen. Und es wird von Jahr zu Jahr mehr.

Und nicht das hier der Eindruck entsteht, dass der Schreibtisch nur im Winter aufgesucht wird. Nein, das ist absolut nicht so. Ein Landwirt in der heutigen Zeit muss seinen Dokumentations- und Meldepflichten permanent nachkommen, teilweise tagesaktuell. Bleibt da was liegen, drohen empfindliche Strafen oder, oft als noch schlimmer empfunden, wird der Betriebsprüfer im nächsten Jahr ein Dauergast.

Und auch hier bitte nicht falsch verstehen, vieles ist wichtig. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass jemand, der Landwirt oder Landwirtin wird, mit Tieren, Boden und Landmaschinen arbeiten möchte. Wenn jemand richtig Bock draufhat, stundenlange Tabellen auszufüllen, Onlinemeldungen zu machen und Aktenordner zu füllen, ergreift er oder sie normalerweise einen anderen Beruf.

Und wenn man sich dann in der dunkleren Jahreszeit in die unteren Lagen seines Schreibtisches vorarbeitet und den Aktenbestand wieder auf Vordermann bringt, sehnt sich so mancher wieder auf den Schlepper und in die Maisernte zurück. Und das ist mehr als verständlich.

Viel zu oft müssen dieselben Angaben an verschiedenen Stellen angegeben werden. Hier ist ein Digitalisierungssprung notwendig. Aber ohne, dass man die Hoheit über seine eigenen Daten abgibt. Eine Herausforderung ja, aber auch machbar! Und eine Aufgabe für die Politik.

In der Hoffnung, dass der Schreibtisch zukünftig einfach wieder nur ein Möbelstück ist.

 

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Christian

    Leider ist das auch in meinem Job als Flugzeugmechaniker zur Hauptaufgabe neben dem eigentlich gelernten Beruf geworden. Dokumentieren, dokumentieren, dokumentieren. Junge Menschen, neu in den Berufsleben wachsen meist damit als Natürlichkeit auf. Aber eine ältere, noch im Berufsleben stehende Generation hat damit ein grosses Problem.

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