Was Hänschen nicht lernt…

Geh ich heute durchs Dorf spazieren und begegnet mir jemand, nicken wir einander zu und grüßen uns in der Regel mit einem „Moin“. Als Kind bei meiner Oma in Heidelberg zu Besuch, hieß es „Grüß Gott“, was ich sehr lustig fand.

Gehe ich durch die Stadt, begegnen mir überwiegend Menschen, die den direkten Blickkontakt meiden, geschweige denn an einem freundlichen Gruß interessiert zu sein scheinen. Man kann Menschen mit einer netten Geste sogar erschrecken!

Eine Woche nach den Übergriffen auf Rettungskräfte und Polizei während der Silvesterfeiern wird weiter darüber diskutiert, was zu diesen Ausschreitungen geführt hat und wie man so etwas zukünftig verhindern kann. Auffällig ist in der Tat, dass die Übergriffe vornehmlich in Großstädten Deutschlands stattfanden. Warum ist das so und passiert das eventuell auch auf dem Dorf?

Symptomatisch für unsere Gesellschaft ist in jedem Fall die reflexartige Suche nach dem Versagen des Staates/der Politik. Integrations- und Bildungspolitik hätten versagt, die Polizei würde nicht respektiert. Ein Sprecher der Schleswig-Holsteinischen Feuerwehr meinte in einem Interview, wir hätten wohl ein gesellschaftliches Problem. Dem schließe ich mich an! In unserer Gesellschaft ist uns der Respekt abhandengekommen!

Und zwar Respekt im klassischen Sinn und nicht in seiner Bedeutung als Modewort. Das Wörterbuch definiert Respekt mit „vor jemandem aufgrund seiner höheren, übergeordneten Stellung empfundene Scheu, die sich in dem Bemühen äußert, kein Missfallen zu erregen“.

Die Grundlagen für ein respektvolles Miteinander werden im Elternhaus gelegt. „Du sollst Vater und Mutter ehren!“ meint nichts anderes, als dass man seinen Eltern mit Respekt begegnen soll. Genauso wie Mutter und Vater als Vorbilder respektvoll miteinander umgehen müssen und Gewalt ein Tabu sein muss. Wir haben darüber hinaus gelernt, dass man für ältere Herrschaften im Bus aufsteht und über Dritte respektvoll gesprochen wird. Was bei Tisch über andere geredet wird, bleibt in den eigenen vier Wänden und man mag über jemanden denken, was man will, man begegnet ihm trotzdem mit Respekt! Auf der Straße wird freundlich gegrüßt und dem Gegenüber dabei offen ins Gesicht geschaut. Kein Vorbeihuschen mit gesenktem Blick und Stöpseln mit Musik im Ohr. Wer so aufwächst, wie es für die älteren Semester von uns und auch heute noch in vielen dörflichen Milieus selbstverständlich ist, zündet nicht leichtfertig Feuerwerkskörper in Richtung von Rettungskräften oder schmeißt mit Pflastersteinen nach Polizisten, davon bin ich fest überzeugt! Was ist also falsch gelaufen? Augenscheinlich fehlt es an Respekt und wohlmöglich ist dies in der Großstadt ausgeprägter als auf dem Land? Ist es vielleicht uncool, seinen Eltern und dann auch Dritten ohne Respekt zu begegnen? Ist die Erziehung zur Höflichkeit und Respekt vielen Eltern heutzutage vielleicht zu anstrengend oder haben sie es selber nicht kennengelernt? Was auch immer es ist, die Silvesternacht 2023 z.B. in Berlin Neukölln könnte die Folge davon sein. Wer das nicht möchte, muss seinen Kindern Vorbild sein und ihnen Respekt beibringen, denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.

In diesem Sinne,

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