Sommer, Sonne, Ferienzeit – Wann machen Landwirte eigentlich Urlaub?

“Wir bauen unseren Urlaub um den Betriebsablauf herum. Der Betrieb kommt immer an erster Stelle!“ – „Eine Nacht woanders schlafen ist für mich schon Urlaub.“ – Ein verlängertes Wochenende gönnen wir uns einige Male im Jahr.“ – „Maximal eine Woche, mehr ist nicht drin!“

Dies sind klassische Antworten von Landwirten/-innen auf die Frage, was für sie Urlaub bedeutet. Eine Umfrage aus dem Jahr 2017 unter Landwirten in Österreich ergab, dass dort nur 16 Prozent der Viehhalter und 47 Prozent der viehlos wirtschaftenden Betriebe einmal im Jahr länger als eine Woche in den Urlaub fahren. Ähnlich wird es auch bei uns in Schleswig-Holstein aussehen.

Nun kann man sagen: „Selber Schuld, alles lässt sich organisieren, wenn man nur will!“ Das ist allerdings zu kurz gesprungen.

Zunächst bedeutet Urlaub für einen Landwirt, dass er eine Urlaubsvertretung für sich organisieren muss. Gerade wenn man Tiere hat, stellt man hier hohe Ansprüche an Zuverlässigkeit und Kompetenz. Es gehört sehr viel Vertrauen dazu, jemandem seine Existenzgrundlage und vor allem seine Tiere zu überlassen! Das Blumengießen organisieren, den Haustierschlüssel umdrehen und los geht‘s, reicht leider nicht.

Außerdem muss das Geld für den Urlaub und die Vertretung vorhanden sein. Als Landwirt zahlt man für seinen Urlaub zweimal! Wenn in dieser Zeit gravierende Fehler im Betrieb passieren, sogar dreimal. Ein Betriebshelfer im Bereich des Maschinenringes Eckernförde und Angeln e.V. kostet z.B. pro Stunde 25,60€ netto. Der Begriff „Bezahlter Urlaub“ bekommt so eine ganz neue Bedeutung! Möchte und kann(!) man als viehhaltender Betrieb die Einsatzstunden für die Vertretung auf die Zeit der Tierbetreuung (Füttern, Melken, Gesundheitskontrolle) also auf vielleicht nur 4 Stunden pro Tag beschränken, schlägt so ein Urlaubstag immer noch mit 102€ netto zu Buche. Abgesehen davon bleibt bei dieser Vorgehensweise alle andere Arbeit liegen und türmt sich bis zum Urlaubsende zu einem Berg auf, der dann abgearbeitet werden muss.

Hat man sich als Landwirt trotz allem für eine Urlaub entschieden, scheitert die Umsetzung sehr oft daran, dass die wenigen vorhandenen Betriebshelfer vorrangig auf Betrieben mit Notfällen – Landwirt fällt aufgrund von Krankheit/Unfall aus – eingesetzt werden.

Oft ist auf den Betrieben auch noch eine Vertretung für pflegebedürftige Familienangehörige, die mit auf dem Hof leben, zu organisieren.

Ist alles organisiert, heißt es losfahren und loslassen! Meint: Abschalten, nicht an den Betrieb denken, sich keine Sorgen machen. Wird schon gut gehen…

Das ist nicht einfach! Gerade wenn die eigene Existenz und die der Familie von einem störungsfreien Betriebsablauf abhängen, ist das Abschalten eine wirklich große Herausforderung! Daher wird oft ein Urlaubsort gewählt, von dem aus man bei einem „Notfall“ in kurzer Zeit wieder zurück auf dem Betrieb sein kann.

Insofern relativiert sich der Spruch „Selber Schuld!“ gleich etwas, oder?

Wenn Hofnachfolger auch aufgrund der geschilderten Umstände zunehmend Schwierigkeiten haben, eine Partnerin zu finden, dann ist das Thema für einen späteren Blogbeitrag….

Eure

 

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