Die großen Probleme der deutschen Schweinehalter sind in aller Munde. Eine ganze Branche steht vor dem Aus und der öffentliche Aufschrei ist enorm. Die renommierte Zeit titelte letzte Woche „Das letzte Schwein der Republik“. Die Bild hingegen nannte die aktuellen Entwicklungen „Piggedon“ und die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender sendeten Brennpunkte…
Halt! Stop! Nein! So ist es nicht. Das große Sterben der Schweineerzeugung in Deutschland geschieht still und leise. Natürlich gibt es Berichte in der Fachpresse und der ein oder andere konkrete Fall schafft es auch mal in die regionale Tagespresse. Aber einen lauten Aufschrei gibt es nicht. Und das schon seit langer Zeit.
Dabei ist Schweinefleisch in Deutschland nach wie vor das beliebteste Fleisch. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt mit rund 31 kg pro Person und Jahr weit vor anderen Fleischsorten, auch wenn in den letzten Jahren ein Rückgang zu verzeichnen ist. Dieser liegt in erster Linie an dem insgesamt gesunkenen Fleischkonsum, der nahezu 1:1 beim Schweinefleisch wiederzufinden ist.
Also ja, wir essen viel Schweinefleisch. Und ja, wir produzieren auch (noch) viel Schweinefleisch. Doch die deutsche Schweineproduktion ist in den letzten 10 Jahren um ca. 11 % zurückgegangen. Die „Global Player“ in diesem Segment sitzen in Asien und den USA. In Europa liegt Spanien in der Produktion von Schweinen vor Deutschland.
Schaut man aber auf die nackten Zahlen sieht man, dass in 2021 der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch bei 133 % lag. Tja, da haben wir es doch, könnte man meinen. Das ist einfach zu viel.
Aber so simpel ist es nicht. Wer von uns verwendet noch die, im Fachjargon „weniger edlen Teile“ oder auf Plattdeutsch, die „Schnuten un Pfoten“? Wir haben uns doch dran gewöhnt, dass wir die Schnitzel, Koteletts und Filetstränge bekommen. Aber an einem Tier ist so viel mehr daran. Natürlich wird aus vielen Teilen Wurst gemacht. Aber viele Teile haben auf unserem Markt keinen oder kaum Abnehmer. Und daher ist ein Export dieser Teile notwendig. Aufgrund der Afrikanischen Schweinepest sind viele dieser Exportwege dicht. Wegschmeißen ist natürlich keine Alternative, dies wäre dekadent und hat nichts mit Nachhaltigkeit oder ethischem Handeln zu tun.
Dies belastet den angespannten Schweinemarkt zusätzlich. Das ist nur einer von vielen Gründen, warum die Schweinehaltung in Deutschland vor so großen Problemen steht. Weitere Gründe gibt es einige, z.B. die sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen innerhalb der EU und weltweit, die enorme Marktmacht der Handelspartner oder die höheren baulichen und bürokratischen Auflagen.
Vielleicht lohnt hier im wahrsten Sinne der berühmte Blick über den Tellerrand:
www.chefkoch.de/rezepte/2647571416047866/Schweinsfuessle-wie-bei-Rosa.html
Quellen: ami-informiert.de; BLE; destatis; Thünen-Institut; Situationsbericht DBV; chefkoch.de