Bei vielen von uns nimmt vor dem 5. November 2024 ein Gefühl der Anspannung zu. Auch wenn das offizielle Ergebnis aller Staaten bei der US-Wahl 2020 erst nach 10 Tagen feststand und dieses Mal wieder ein knappes Ergebnis vorausgesagt wird, steigt auch diesseits des Atlantiks die Spannung vor kommendem Dienstag. Warum ist das so? Sind die Medien dafür verantwortlich zu machen? Sicher trägt die dauerhafte Berichterstattung zur Anspannung bei, jedoch scheint es diesmal wirklich eine besondere Wahl zu werden. Manche sprechen gar von einer Schicksalswahl.
Für das Thema Landwirtschaft zumindest hat der Wahlausgang für die Landwirte in den USA größere Auswirkungen als für die Landwirte in Deutschland. Güter der gewerblichen Wirtschaft machen sowohl bei den Einfuhren (96 Prozent) als auch bei den Ausfuhren (99 Prozent) den größten Anteil am Handel zwischen den USA und Deutschland aus. Dabei exportiert Deutschland mehr Güter in die USA als es von dort importiert. Bezogen auf landwirtschaftliche Produkte hingegen ist es genau umgekehrt: hier importiert Deutschland mehr aus den USA als dorthin ausgeführt wird. Insgesamt erzielten die Ausfuhren von landwirtschaftlichen Produkten im Jahr 2023 aus Deutschland in die USA 2,3 Milliarden Euro. Das entsprach einem Anteil von 1,2 Prozent an den gesamten deutschen Agrar-Exporten.
Im Wahlkampf in den USA spielt allerdings die Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Sowohl Trump als auch Harris versuchen, die ländliche Bevölkerung in wichtigen Swing States wie Wisconsin oder Pennsylvania für sich zu gewinnen.
Das US-Onlinemagazin „Just Food“ beschreibt , wie sich Harris und Trump zu Agrarthemen positioniert haben:
1. Preise für Lebensmittel
– Im Falle ihrer Wahl will Kamala Harris das erste landesweite Verbot gegen Wucherpreise erlassen, das sich speziell gegen große Lebensmittelkonzerne, die Fleisch- und Geflügelindustrie und den Lebensmitteleinzelhandel richtet.
– Donald Trump hingegen hat keine aktiven Pläne zur Senkung der Lebensmittelpreise. Für ihn sei die Verteuerung alltäglicher Güter wie Lebensmittel auf wirtschaftliches Versagen der aktuellen Regierung zurückzuführen. Sein Ansatz: Energiekosten und Steuern senken. Dadurch würden auch die Lebensmittel günstiger werden.
2. Agrar- und Umweltpolitik
– Als Vizepräsidentin und ehemalige US-Senatorin hat Harris den „Green New Deal“ unterstützt und sich für nachhaltigere Praktiken in der Landwirtschaft ausgesprochen. Anders als Trump sieht sie den Klimawandel als direkte Bedrohung für die Lebensmittelproduktion und will diesen durch eine fortschrittliche Umweltpolitik, die auch die Landwirtschaft betrifft, bekämpfen.
– Während seiner Präsidentschaft verfolgte Trump einen deregulierenden Ansatz, um die Belastung der Landwirte durch Umweltauflagen zu verringern. Seine Regierung hob mehrere Richtlinien aus der Präsidentschaft von Obama auf und konzentrierte sich auf die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität, ohne Rücksicht auf ökologische Nachhaltigkeit.
3. Agrarsubventionen
– Harris spricht sich für eine Unterstützung der Landwirte aus, betont aber, dass die Programme gerechter und ökologisch nachhaltiger gestaltet werden müssten. Die derzeitigen staatlichen Agrarsubventionen würden laut Harris große, industrielle Betriebe gegenüber kleineren Familienbetrieben unverhältnismäßig begünstigen. Sie plädiert außerdem dafür, Agrarsubventionen an Umweltleistungen wie die Reduzierung von CO2-Emissionen zu koppeln.
– Trump hat während seiner Amtszeit als Präsident umfangreiche finanzielle Unterstützung für Landwirte bereitgestellt, insbesondere während des Handelskrieges zwischen den USA und China, der erhebliche Auswirkungen auf die amerikanische Landwirtschaft hatte.
4. Einwanderungspolitik
– Harris befürwortet eine Einwanderungsreform, die Wege zur Staatsbürgerschaft für Landarbeiter ohne Papiere vereinfacht und sicherstellt, dass sie Zugang zu Arbeitsschutz und fairen Löhnen haben.
– Trumps restriktive Einwanderungspolitik hatte in der Vergangenheit unmittelbare Auswirkungen auf den Agrarsektor, der auf die Arbeitskraft von Einwanderern, insbesondere aus Lateinamerika, angewiesen ist. Während der Präsidentschaft Trumps herrschte unter den Landwirten große Besorgnis über einen Arbeitskräftemangel aufgrund der strengeren Durchsetzung der Einwanderungsbestimmungen.
Diese sehr unterschiedlichen Strategien der Demokratin Harris und des Republikaners Trump für den Agrarsektor spiegeln beispielhaft den Unterschied beider in ihrer Herangehensweise an gesellschaftspolitische Themen über die Landwirtschaft hinaus wider. Dieser Unterschied ist es, der viele von einer Schicksalswahl am 5.11.2024 sprechen lässt.
Wir sind ebenfalls sehr aufgeregt und hoffen, dass die nächste amerikanische Regierung sich für jeden einzelnen US-Amerikaner einsetzt, wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel und geopolitischen Zusammenhängen anerkennt sowie ein verlässlicher Partner für die Demokratien dieser Welt bleibt!