Anders als in den meisten anderen Lehrberufen beginnt das landwirtschaftliche Ausbildungsjahr in Schleswig-Holstein bereits am 16. Juli. Und wiederum anders als in anderen Lehrberufen wechseln landwirtschaftliche Auszubildende mehrheitlich nach jedem Lehrjahr auf einen anderen Betrieb. Dies ermöglicht es ihnen, während ihrer Ausbildung eine möglichst große Zahl der Produktionsrichtungen in der Landwirtschaft kennenzulernen. Dazu gehören der Ackerbau, der Grünland- und Futterbau, die Rinderhaltung mit Milchproduktion und Mast oder die Schweinehaltung mit Ferkelproduktion und Mast und die Geflügelhaltung. Abgesehen davon ermöglicht einem ein Wechsel, Einblick sowohl in die konventionelle als auch die ökologische Landwirtschaft zu bekommen. In „normalen“ Jahren beziehen also mit dem Start der Getreideernte viele junge Menschen mehr oder weniger aufgeregt ihre Zimmer auf landwirtschaftlichen Betrieben und werden für mindestens ein Jahr Teil der Familie, weil z.B. die Mahlzeiten mit der Betriebsleiterfamilie eingenommen werden. Gerade in der Viehhaltung ist es wichtig, dass man als Auzubildende/-er auf dem Betrieb lebt, weil die Betreuung der Tiere mehr als einen „nine to five“ Job darstellt. Verantwortung für Tiere hört nicht nach acht Stunden auf und das muss man in der Ausbildung vermittelt bekommen. Oft entsteht in diesem einen Jahr mit Familienanschluss eine jahrelange Verbundenheit und Freundschaft.
Die Ausbildung zum Landwirt, zur Landwirtin dauert drei Jahre und kann auf zwei Jahre verkürzt werden, wenn man schon eine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen oder das Abitur gemacht hat. Kaum ein anderer Lehrberuf ist so vielseitig wie der des Landwirtes, der Landwirtin! Man sollte die Lehrzeit nutzen, um diese Vielseitigkeit kennenzulernen und seine persönlichen Präferenzen und Fähigkeiten zu identifizieren. Oft kommen junge Menschen mit bestimmten Vorstellungen auf die Betriebe. Viele sind fasziniert von der Technik und unterliegen dem Irrtum, Landwirtschaft bestünde vornehmlich aus Treckerfahren. Andere möchten in die Tierhaltung und sind dann irritiert, wenn das landwirtschaftliche Nutztier anders gesehen und behandelt wird als das eigene Haustier. Der Alltag auf dem Betrieb über das landwirtschaftliche Jahr von Ernte – Aussaat – Pflege und wieder Ernte oder von der Belegung der Kuh/der Sau bis zur Geburt des Kalbes/der Ferkel und der Milch- bzw. Fleischproduktion ist ein Leben und Lernen mit und von der Natur. Gleichzeitig sollen während der Ausbildung die Herausforderungen in der Betriebswirtschaft vermittelt werden. Ökonomisches Handeln setzt das Wissen über die Grundlagen der Produktion und eine gewisse Sympathie für Zahlen voraus. Auch etwas, was man nicht unbedingt mit der Ausbildung in der Landwirtschaft in Zusammenhang bringt, was aber für Fachkräfte und selbstständige Unternehmer/-innen unerlässlich ist. Oft wird man während der Ausbildung arbeiten, wenn andere Party machen, weil die Natur den optimalen Zeitpunkt für vieles vorgibt, oft hat man an Sonn- und Feiertagen Dienst, weil die Tiere keine Wochentage kennen, oft wird man abends dreckig und erschöpft von der Arbeit ins Bett fallen. Tatsächlich aber schmeckt kein Bier so gut wie das nach dem letzten abgedroschenen Feld oder das nach dem Abdecken des Silos. Und nichts lässt einen die unterbrochene Nacht besser vergessen als eine erfolgreiche Geburtshilfe bei einer Kuh oder einer Sau!
Während Generationen von Landwirten ihre Bestimmung in der Nahrungsmittelsicherung unserer Bevölkerung gesehen haben, wird das hier vermittelte Wissen über natürliche Zusammenhänge im Bereich des Natur- und Umweltschutzes immer wichtiger! Ausgebildete Landwirtinnen und Landwirte besitzen aufgrund ihrer Ausbildung das Rüstzeug, in vielen Bereichen des Umwelt- und Naturschutzes zu arbeiten oder Ihre Lehre als Grundlage für eine weiterführende Ausbildung/ ein Studium in diesem Bereich zu nutzen!
Gerade wieder sind viele junge Landwirte/-innen nach bestandenen Abschlussprüfungen feierlich verabschiedet worden und starten entweder in das Berufsleben oder qualifizieren sich weiter. Ihnen und allen, die gerade eine Ausbildung in der Landwirtschaft begonnen haben, wünschen wir viel Erfolg und ganz viel Freude an ihrem Beruf!