Ich sehe was, was Du nicht siehst…

Was seht ihr, wenn ihr durch Schleswig-Holstein fahrt? Mit dem Auto oder dem Fahrrad, zu Fuss oder mit der Bahn. Was fällt euch auf, worauf landet euer Blick?

Schleswig-Holsteins Landschaft ist wunderschön, abwechslungsreich und trotzdem einmalig. Das einzigartige Wattenmeer, die Marschen, die Geest, das Östliche Hügelland und Besonderheiten der Ostseeküste. Von rauh und ungestüm bis sanft, als könnte es kein Wässerchen trüben. Von Himmelblau, über Weizengelb, sattes Grün bis zu den Grautönen von Watt und Nebel. Diese Kontraste schätzen die Einheimischen, aber auch viele Millionen Touristen und Tagesgäste jedes Jahr. Und auch diese gehen und fahren mit offenen Augen durch unsere Landschaften, bestaunen Einzigartigkeiten wie Knicks und genießen die Natur.

Aber sehen wir alle richtig oder ist unser Blick verklärt und lassen wir uns täuschen. Immer wieder hören wir von sterbenden Meeren, ausgeräumter Natur und zerstörten Lebensräumen.

Ja, was unterhalb der Meeresoberfläche, besonders in größeren Tiefen vor sich geht, ist nicht auf den ersten oder zweiten Blick erkennbar. Und Berichte der einschlägigen Institute über sehr sauerstoffarme Gebiete und steigende Temperaturen müssen uns aufhorchen lassen.

Auch fällt uns ins Auge, wenn eine Großbaustelle, sei es für ein Erdkabel oder ein Großprojekt, entsteht. Aber diese Prozesse werden lange geplant, sorgfältig abgewogen und nur mit Blick auf die Natur genehmigt. Außerdem wird für jeden Eingriff in Natur und Umwelt ein entsprechender Ausgleich fällig. Und entsprechend heißt hier nicht 1:1, sondern oft 1:3 oder mehr.

Aber wo liegt nun die Wahrheit, wenn wir durch Schleswig-Holstein fahren? Blühende Landschaften oder alles tot? Kommt es nur auf den Blickwinkel an, auf die innere Haltung oder liegt es an der „rosa-roten“ oder „grünen“ Brille, die wir tragen?

Ich persönlich weigere mich, mich von immer größeren Worten, die immer größere Krisenszenarien beschreiben, beängstigen zu lassen. Hat vor ein paar Jahren noch das Wort „Krise“ in uns etwas ausgelöst, horchen wir heute bei Schlagwörtern wie „multiplen Krisen“ oder „sechstes Massensterben“ kaum noch auf. Die Krisenworte wirken mittlerweile beliebig und das gute Argument ersetzend.

Und das ist keine positive Entwicklung, sondern wirklich beängstigend. Das rhetorische Wettrüsten hat auch zur Folge, dass wir die wirklichen Gefahren und Wahrungen nicht mehr ernst nehmen und das dann wichtige Themen unbeachtet bleiben. Wir denken nur an die Geschichte von dem kleinen Jungen, der immer wieder aus Spaß „Feuer, Feuer“ rief und, als es dann wirklich brannte, keiner mehr kam.

Ich werde als Mensch mit positiver Grundeinstellung weiterhin mit meiner rosa-roten Brille durch Schleswig-Holstein fahren. Gleichwohl weiß ich, wie wichtig es ist, auch durch die rosa-rote Brille den Blick im richtigen Moment zu schärfen und die realen Probleme klar zu sehen und sachlich zu benennen.

Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/gl%C3%BCcksburg-wald-schleswig-holstein-2410062/

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