Der Fachkräftemangel wird derzeit besonders im Gesundheitswesen wahrgenommen und führt z.B. im Bereich der Krankenhausplanung zu hitzigen Debatten. Aber auch in der Fläche wird überlegt, wie man die Herausforderungen des demographischen Wandels mit immer mehr älteren Menschen bei gleichzeitigem Mangel an Pflegepersonal meistern kann. Parallel dazu führen gesellschaftliche Veränderungen zusätzlich zu mehr Pflegebedarf, weil Familienstrukturen sich verändern. Früher wurden die Eltern von ihren Kindern betreut, weil man in der Großfamilie zusammenlebte. Heute wohnen die Kinder oft weit entfernt von den Eltern und wenn Hilfe zur Pflege ein Thema wird, muss oft aus der Ferne organisiert werden. Von der Politik wurde diese Entwicklung dadurch begleitet, dass der Staat zunehmend auch hier die Familienstrukturen ersetzt hat und gemeinsam mit den Kassen das Modell „Pflege gegen Geld“ ermöglicht. Während früher die Kirchen oder die Gemeinde für die Älteren sorgte, deren Familien dazu nicht in der Lage waren, ist dieser Sektor heute ein Bereich der Daseinsvorsorge wo Millionen umgesetzt werden. Ein Mangel an Fachkräften führt hier zu einem riesigen Problem, da es um das Wohl von Menschen geht, die zu den Schwachen in unserer Gesellschaft gehören.
Derzeit wird in der Politik diskutiert, wie man Pflegebedürftigkeit verhindern bzw. reduzieren kann. Dazu sollen Personen älteren Bürgerinnen und Bürgern helfen, möglichst lange selbständig zuhause zurecht zu kommen. Solche „Kümmerer“ gibt es ja vereinzelt schon und sie helfen beim Einkauf und bei Arztbesuchen, hören einfach mal zu oder unterstützen bei Behördenangelegenheiten.
Eine politische Idee ist die „Vor-Ort-für-Dich-Kraft“, die von den Kommunen für diese Aufgaben eingestellt wird. Wichtig dabei ist, dass keinerlei medizinische Dienstleistungen erlaubt sind, da diese nur über die Krankenkassen abgerechnet und von ausgebildetem Pflegepersonal durchgeführt werden dürfen.
Die zweite Idee ist die Bestellung von ehrenamtlich Tätigen, nennen wir sie z.B. „Dörps’Seelen“. Ihre Aufgabe ist vor allem, die älteren Menschen nicht vereinsamen zu lassen, denn Einsamkeit macht krank und Krankheit zieht oft Pflegebedürftigkeit nach sich. „Dörps’Seelen“ leisten Gesellschaft und vermitteln den Kontakt in die Gemeinschaft, bzw. verhindern, dass sich ältere Menschen gänzlich zurückziehen. „Dörps’Seelen“ dürfen ebenfalls keine medizinischen Dienstleistungen ausüben.
Die einen „arbeiten“ also bei ihrer Gemeinde, die anderen bringen sich ehrenamtlich ein. Man mag der Auffassung sein, dass das Ehrenamt nicht überbeansprucht werden sollte und es sich hier ja um eine „Arbeit“ handelt. Andererseits handelt es sich doch um eine Aufgabe, die über Jahrhunderte von der Familie erledigt wurde? Beide Ideen brauchen bei der Umsetzung Personen, die empathisch und den Menschen zugewandt sind.
In jedem Fall sind diese Überlegungen richtig und wir sind gespannt, welches Modell sich am Ende wo durchsetzt, Hauptamt oder Ehrenamt?