Mitte August, schönstes Wetter… überall im Land fahren die Mähdrescher und Hängergespanne. Die gelben Weizenfelder wogen leicht im Wind, werden aber tagtäglich weniger.
Fährt man aktuell durch Schleswig-Holstein fühlt man sich leicht an das Intro von „Bauer sucht Frau“ oder „Rosamunde Pilcher“ erinnert, je nach persönlichem TV-Geschmack.
Liest man die aktuellen Meldungen zur Erntesituation, hört sich das für unsere Regionen durchaus positiv an. Laut der Statistik liegen die Erträge über alle Getreidesorten mit 82 dt/ha leicht über dem 6-jährigem Mittel.
Verfolgt man die Entwicklungen an den internationalen Rohstoffbörsen in den letzten Monaten, stolpert man über Begriffe wie „Allzeithoch“ und „Rekordstände“, aber auch „heftige Schwankungen“ und „freier Fall“. Und das es die landwirtschaftlichen Rohstoffmärkte in den letzten Monaten immer häufiger auf die Titelseiten auch außerhalb der Fachpresse geschafft haben, ist schon ein Zeichen für sich.
Aber gute Ernte in Kombination mit vergleichsweise guten Preisen, dann ist doch alles gut! Woher dann die Sorgen und/oder Beschwerden im bäuerlichen Berufsstand? Ach ja, da gibt es doch den alten Witz: „Warum hat denn das Baby so einen großen Stein auf der Brust liegen?“ – „Damit es auch rechtzeitig das Stöhnen lernt und ein guter Bauer wird.“ Hahaha… nicht!
Natürlich ist eine gute Ernte toll! Kein Landwirt schaut nicht mit stolz auf einen gut gefüllten Hänger. Und als Kind hab ich die Erntezeit zuhause besonders genossen. Es war so eine besondere Stimmung. Etwas aufgeregt, etwas hektisch, irgendwie knisternd. Wir Kinder liefen (oder fuhren) irgendwo mit. Es gab Kaffee und Kuchen am Feldrand und wir durften bis spät abends aufbleiben.
Auch über ordentliche Preise beschweren sich Ackerbaubetriebe sicherlich nicht. Das sieht bei Betrieben die Futter kaufen schon anders aus.
Aber natürlich gibt es viele andere Punkte, die die Landwirte sorgenvoll stimmen. Die steigenden Preise für Betriebsmittel wie Energie, Maschinen oder Futter machen Angst. Grundsätzliche Verfügbarkeiten von Dünger sind noch erschreckender. Viele vergessen, dass Dünger Futter für die Pflanze ist. Und wenn ich meine Pflanze nicht füttern kann, entwickelt sie sich nicht so gut, laugt den Boden aus und trotz der gestiegenen Kosten erwartet mich im nächsten Jahr eine magerere Ernte. Und natürlich bereitet es Sorgen.
Aber sicherlich wären diese Sorgen größer, wenn wir in diesem Jahr auch noch eine schlechte Ernte hätten. Und daher darf man sich auch über gute Ergebnisse freuen.
Und wir dürfen uns freuen, wenn wir den Landwirten an diesen schönen Tagen bei der Ernte zusehen können. Trotz der großen Maschinen und der neusten Technik hat es doch etwas Ursprüngliches und auch Romantisches… daran darf man sich auch erinnern, wenn man auf der Landstraße mal wieder hinter einem Trecker herfährt.
Genießt den Sommer!