Frage: Was sagt einem Landwirt der drittletzte Werktag eines Monats?
Antwort: In der Regel Nichts!
Der Großteil der Erwerbstätigen in Deutschland bezieht ein monatliches Gehalt, welches mehrheitlich bis zum drittletzten Werktag eines Kalendermonats auf dem Konto des Beschäftigten eingegangen sein muss. Somit gibt es eine verlässliche Planungsgrundlage für das verfügbare Einkommen, auf die man seine Haushaltsplanung aufbauen kann! Oft fällt die Gehaltszahlung ein- bis zweimal im Jahr sogar noch etwas höher aus (Weihnachts- und Urlaubsgeld) und in manchen Unternehmen kann sich durch besonderen Einsatz auch noch eine Leistungsprämie (Tantieme) erarbeitet werden. Wie auch immer, man weiß, dass es regelmäßige Einzahlungen auf das Konto gibt, selbst im Urlaub. Unglaublich beruhigend! Und es macht die Entscheidung für private Anschaffungen oder das Sparen auf einen größeren Wunsch oder für den Ruhestand sehr viel leichter. Ein sicheres Gehalt wird auch bei Kreditverhandlungen mit den Banken sehr gerne gesehen.
Wie sieht nun aber die Haushaltsplanung für den landwirtschaftlichen Privathaushalt aus? Auf jeden Fall mit erheblich weniger Planungssicherheit! Wieviel Geld am Ende eines Jahres als Gewinn und damit als verfügbares Einkommen übrig bleibt, weiß man wirklich erst sicher, wenn das Jahr abgerechnet ist. Natürlich gibt es Anhaltspunkte anhand derer man erkennen kann, wie ein Jahr wird (Erträge, Erzeugerpreise usw.), die einzig verlässliche Einzahlung ist allerdings nur die Ausgleichszahlung der EU im Dezember.
Fällt die Ernte aufgrund des Wetters schlecht aus, sind die Erzeugerpreise durch Ereignisse auf dem Weltmarkt niedrig bzw verteuern Auflagen und Verordnungen die Produktion von tierischen Produkten oder Ackerfrüchten, reduziert das sofort das verfügbare landwirtschaftliche Familieneinkommen. Es bedarf also einer guten Organisation und Haushaltsdisziplin! Selbstverständlich kommen regelmäßige Einkommenserhöhungen aufgrund von Tarifabschlüssen ebenfalls nicht vor.
Nun kann man sagen, dieses Schicksal teilen sich die Landwirte doch mit allen familiengeführten Unternehmen. Stimmt nicht ganz, denn jeder Handwerker, Dienstleister oder mittelständische Unternehmer mit produzierendem Gewerbe kalkuliert den Preis für seine Leistung, sein Produkt selbst und ist zudem nicht derart vom Wetter und von Weltmarktpreisschwankungen abhängig.
Unbestritten gibt es landwirtschaftliche Unternehmen, deren Gewinn und damit das Haushaltseinkommen der Familie über dem durchschnittlichen bundesdeutschen Bruttogehalt liegt. Fakt ist aber auch, dass ein Großteil der Landwirte für einen Stundenlohn aus dem Bett steigt, für den viele morgens vielleicht gar nicht aufstehen würden. Daran ändert übrigens auch der Versuch, sich durch eine Direktvermarktung von Weltmarktpreisen unabhängiger zu machen, nicht viel.
Egal, ob man das nun als großen oder kleinen Unterschied ansieht, ich sage: Wohl dem, der genau weiß, was er am Monatsende auf dem Konto hat!
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