Chronologie einer Sturmflut und die Fragen danach…

Am Freitag, den 20.10.2023, versetzte eine besonders schwere Sturmflut die Anwohner der Ostseeküste in Angst und Schrecken. Aufgrund der Wasserstände von teilweise mehr als 2m über NN wird in der Küstenregion von einer Jahrhundertflut gesprochen. Noch während die Wassermassen mit bisher unbekannter Wucht auf die Küste stießen, begannen die Kameraden der Feuerwehren und des Technischen Hilfswerkes, ebenso wie viele Anwohner/-innen und Landwirte, Personen sowie Hab und Gut aus gefluteten Gebäuden zu retten, Sandsäcke zu füllen, Deiche zu flicken oder Wohnwagen ins Hinterland zu ziehen. Dabei bewährten sich die klaren Strukturen, mit denen Feuerwehr und Technisches Hilfswerk ihre Einsätze abarbeiten und es bewährte sich der Pragmatismus und die Routine, mit denen gerade Landwirte sich tagtäglich den Herausforderungen auf ihren Betrieben erfolgreich stellen. Dankbarkeit und Wertschätzung für dieses schnelle und überwiegend ehrenamtliche Engagement können gar nicht genug zum Ausdruck gebracht werden und zeigen sich vielleicht/hoffentlich auch im Beitritt vieler neuer aktiver oder fördernder Mitglieder in die Wehren!

Am 21.10.2023 wurde dann das ganze Ausmaß der Verwüstung erst richtig offenbar und während es in der Nacht noch um eine unmittelbare Gefahrenabwehr ging, wurden nun reflexartig Forderungen nach finanzieller Unterstützung bei der Schadensregulierung und einem besseren Ostseeküstenschutz laut. Adressaten dieser Forderungen sind Bundes- und Landesregierungen. Deren Vertreter, begleitet von den Medien, besuchen seither zahlreich die Orte, die es am schlimmsten getroffen hat, weil sie sich für die nun folgenden Beratungen und Beschlüsse ein Bild machen müssen. Sie hören zu und versprechen, sich für Hilfen einzusetzen. Dabei geht es in erster Linie meist ums Geld! Fast gleichzeitig oder im Nachgang zur Politikprominenz erscheinen dann die Verwaltungschefs, Bürgermeister und Landräte, die oft schon in der Sturmnacht Krisenstäbe einberufen und z.T. geleitet hatten. Sie koordinieren mit den ihnen von der Politik in den Haushalten bereitgestellten Mitteln die Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten, was ja auch ihre Aufgabe ist. All dies wird von der Öffentlichkeit über die Medien verfolgt und nicht selten kommentiert.

Inzwischen ist eine Woche vergangen, die Aufräumarbeiten werden noch andauern und der Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur erst recht. Die Zuständigkeiten für das „Machen“ sind schnell geklärt worden und nun wird es auch um die Antwort folgender Fragen und damit um die Zuständigkeit beim „Bezahlen“ gehen: Wie und in welchem Umfang soll der Küstenschutz an der Ostsee zukünftig betrieben werden? Können auch weiterhin Campingplätze in unmittelbarer Strandnähe gesichert werden? Wie müssen Sportboothäfen zukünftig betrieben und geschützt werden? Wo bedarf es hochwertiger touristischer Infrastruktur am Strand und wer versichert diese? Darf Wohnbebauung in hochwassergefährdeten Lagen (Hafennähe, Steilküste) noch zugelassen werden?

Während die vielen, vielen freiwilligen und ehrenamtlichen Helfer in der Sturmnacht und beim Aufräumen ins Schwitzen kamen, werden die Antworten auf die genannten Fragen nun die Politik ins Schwitzen bringen.

Wir wünschen uns dafür ein besonnenes Handeln der politisch Verantwortlichen und realistische Forderungen der Betroffenen in den Küstenregionen! Denn eines hat dieses Hochwasser am 20. Oktober 2023 uns allen ganz sicher klar gemacht: Wir Menschen können Naturgewalten nicht bändigen und wir sollten in Demut unsere Grenzen bei der Nutzung der Ostseeküsten erkennen!

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