Blick über den nördlichen Tellerrand

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Oft nicht bei den Ackerbaubetrieben, bei denen die Ernte ansteht. Aber einen großen Teil der Bevölkerung zieht es im Sommer in die nahe oder auch weite Ferne. Und kommt man aus der Landwirtschaft, kann man auch hier sein „landwirtschaftliches Auge“ nicht verschließen und schaut gerne genauer hin, wenn man an einem Hof vorbeikommt. Wenn man nicht gleich Urlaub auf dem Bauernhof macht, was in landwirtschaftlichen Familien gar nicht so selten ist.

Mich hat es in diesem Jahr in den hohen Norden verschlagen, und zwar in den ganz hohen Norden. Die Reise ging nach Nord-Norwegen. Einmal die Mitsommersonne sehen, Gletscher, Tundra und Rentiere. Es war wunderschön, große Empfehlung.

Das Norwegen zu einem der Länder mit den höchsten Lebenshaltungskosten gehört, weiß man ja. Genauso, dass es aufgrund seiner Ölvorkommen eines der reichsten Länder der Welt ist. Aber ich wusste nicht, dass Norwegen im Vergleich auch das Land mit den höchsten Agrarsubventionen  ist.

Während meiner Reise ist mir aufgefallen, dass in den Supermärkten die norwegischen Produkte besonders im Fokus standen. Auch, dass das heimische Obst und Gemüse preislich den importierten Waren in nichts nachstand. Ok, dachte ich, wir haben auch Hochsommer. Erst die Recherche zeigte, dass die norwegische Politik sehr stark auf den Schutz der heimischen Produkte und auf die Sicherung der Selbstversorgung abzielt. Importierte Produkte, die übers Jahr relativ günstig (wenn man beim norwegischen Preisniveau überhaupt von günstig sprechen kann) angeboten werden, werden ab dem Moment der norwegischen Ernte mit einer Gebühr belegt. Wobei man natürlich bedenken muss, dass Norwegen kein EU-Mitglied ist.

Ebenfalls auffällig war, dass jeder Reiseführer davon berichtete, dass viele Bauerhöfe in Nord-Norwegen aufgegeben wurden, da die Wege und das Leben dort zu beschwerlich waren. Den Besitzern ist es zulässig das Land zu verkaufen, aber es ist nicht erlaubt, dass das Land anschließend brachliegt oder gar verwildert. Dies muss in den Verträgen klar geregelt werden. Grünlandflächen, auch wenn sie an sehr schwer erreichbaren Berghängen liegen, müssen weiterhin bewirtschaftet werden, auch wenn es nur zur Pflege ist. Hierfür gibt die Regierung in Oslo viel Geld aus, ebenso für die Haltung von Schafen und Ziegen, um die Landschaften freizuhalten.

Laut OECD liegt der Subventionsanteil von norwegischen Betrieben bei über 50 % der Bruttoeinnahmen und somit noch höher als in der Schweiz. Und trotzdem stehen auch hier die Landwirte vor schwierigen Aufgaben, haben auch in der jüngsten Vergangenheit mit Traktoren in der Hauptstadt für bessere Bedingungen protestiert. Also ist nicht alles verschieden…

Ha det,

Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/norwegen-landschaft-senke-berge-7887613/

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