Bis der Arzt (nicht mehr) kommt…

Solange man selbst gesund ist, überliest man Meldungen zu Problemen in der Gesundheitsversorgung gerne. Mit dieser Thematik will sich ein jeder von uns instinktiv erst dann beschäftigen, wenn es für ihn persönlich oder seine Liebsten an Bedeutung gewinnt, ob ein Arzt schnell erreichbar und eine stationäre Versorgung mit hoher Qualität gesichert ist. Aufgrund unserer immer älter werdenden Gesellschaft auf der einen und dem Fachkräftemangel auf der anderen Seite, werden allerdings warnende Stimmen immer lauter: Unsere Gesellschaft steuert auf ein ernsthaftes Problem in der Gesundheitsversorgung hin! Dies macht sich gerade im ländlichen Raum stark bemerkbar.

Im eher ländlichen Kreis Rendsburg-Eckernförde z.B. sind im Jahr 2023 über ein Drittel der Hausärzte älter als 60 Jahre und hören in den nächsten Jahren auf zu praktizieren. Die allerwenigsten von ihnen haben schon Nachfolger/-innen für ihre Praxen. Während der klassische „Landarzt“ mit 24/7 Bereitschaft ausstirbt, wollen die ohnehin wenigen jungen Ärzte/-innen keine 10 jährige Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin machen, um dann in einer Landarztpraxis rund um die Uhr für ihre Patienten und Patientinnen verfügbar sein zu können. Der Arztberuf wird zunehmend weiblich und ob Mann oder Frau, heute möchten auch Mediziner Familie und Beruf in Einklang bringen. Wie also können wir dieser Herausforderung begegnen? Grundlegende Dinge müssen in Berlin, z.B. eine schnellere und attraktivere Ausbildung, oder auf Länderebene, z.B. kreative Ideen bei einer transparenteren Zulassung von Kassenarztsitzen durch die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV), geregelt werden. Die meist ehrenamtliche Kommunalpolitik vor Ort kann vielleicht ebenfalls zu Lösungen beitragen. Einige Kommunen haben bereits begonnen, Räumlichkeiten für Gemeinschaftspraxen oder sogenannte Medizinische Versorgungszentren (MVZ) vorzuhalten. So können mehrere Mediziner/-innen als Team arbeiten und sich dadurch Freiräume für die gewünschte „work-life-balance“ organisieren. Dieses Engagement der Gemeinden wird, so scheint es, jedoch nicht ausreichen, die medizinische Versorgung in der Fläche zukunftsfähig aufzustellen. Mittelfristig werden die Kommunen mit pfiffigen Ideen und finanziellem Aufwand um die wenigen Ärzte wetteifern. Neben besonders attraktiven Praxisräumen sind hier vielleicht Bauplätze, Zusagen für KiTa-Plätze oder sogar die Möglichkeit, das eigene Hobby im Ort ausüben zu können (Bootsliegeplatz, Pferdebox,…), als Lockmittel für potentielle Bewerber denkbar? Irre, oder? Bleibt zu hoffen, dass die besagten lauten Stimmen jetzt auch „weiter oben“ gehört werden und dort die Weichen für Lösungen gestellt werden, bevor es wieder das letzte Glied in der Kette, das politische Ehrenamt, richten muss!

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