Alle Jahre wieder IGW oder wenn die Bauern in die Stadt kommen

Es ist Januar, kalt, trist, Weihnachten ist vorbei und das neue Jahr liegt noch ein wenig blass vor uns. Da braucht man etwas zum darauf freuen!

Seit bestimmt 20 Jahren ist mein Highlight im Januar die Internationale Grüne Woche, die IGW in Berlin.

Es ist weltweit die größte Leitmesse der Agrar- und Ernährungswirtschaft, erstmals im Jahr 1926 veranstaltet. Es ist ein Branchentreffen und eine agrarpolitische Bühne mit buntem, internationalem Rahmenprogramm. Aber auch eine große Verbrauchermesse, manchmal auch als Fressmesse verunglimpft.

Die Grüne Woche ist vieles und besonders ein Treffpunkt, eine „Netzwerkstatt“ sowie eine geliebte Tradition, von der schon die eigenen Eltern erzählen können.

Ich war in den verschiedensten Rollen auf der Grünen Woche. Ich habe Taschen und Schinken getragen, Blaumeisen betreut, Reisegruppen geleitet und Junglandwirte wieder eingefangen. Mal nur einen Tag, mal ein langes Wochenende und auch schon das ganze Paket inklusive Auf- und Abbau. Und ich habe mich durch die so vertrauten Hallen treiben oder ob dem hohen Andrang schieben lassen.

Nach zwei coronabedingten Jahren ohne IGW habe ich mich sehr auf ein Wiedersehen gefreut.

Einmal mehr in einer neuen Rolle, wieder etwas anders, gleichzeitig mit so vielen bekannten Gesichtern. Und in diesem Jahr ohne Schleswig-Holstein Halle, ohne „Homebase“. Wie das wohl ist?

Ungewohnt! Aber die ganze IGW hat Federn gelassen. Ein Besuch am Samstagmittag war ansonsten tunlichst zu vermeiden. In die Blumenhalle konnte man keinen Fuß setzen und Brandenburg war großzügig zu umrunden, denn da ist kein Durchkommen.

In diesem Jahr war es anders. In der Blumenhalle fehlten die Besucher, aber leider auch ein Großteil der Blumen. Und Brandenburg konnte man recht zügig und ohne große Hindernisse durchqueren. Halb taub war man hinterher trotzdem, nicht alles ändert sich.

Ein Teil der Hallen und Aussteller fehlten komplett oder hatten kleinere Stände. Die Coronajahre haben ihre Spuren hinterlassen. Die wirtschaftliche Lage ist unsicherer geworden, es wird mehr aufs Geld geachtet, bei Aussteller und Besucher und zwei Jahre in Jogginghose auf der Couch haben uns bequem werden lassen.

Ich bin hin und her gerissen, ob es sich wie ein leiser Abgesang, ein letztes Aufbäumen oder ein erster Schritt in einen Neuanfang angefühlt hat. Ich hoffe auf letzteres und freue mich sehr, wenn Schleswig-Holstein 2024 wieder richtig mit dabei ist. Ich werde es auf jeden Fall sein, wenn die Bauern wieder in die Stadt kommen … denn nach der IGW ist vor der IGW!

Bild: https://pixabay.com/de/photos/gem%c3%bcse-fr%c3%bcchte-lebensmittel-zutaten-1085063/

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