Cem Özdemir plant ein Werbeverbot für Süßigkeiten, genauer soll es sich um ein Verbot von Werbung für ungesunde Lebensmittel für Kinder handeln. Dieser Vorstoß des Bundeslandwirtschaftsministers erhitzte in den letzten Wochen einige Gemüter. Die Bandbreite der Reaktionen war breit und belief sich von „Endlich, denn Zucker ist Gift“ bis zu „Was will uns die Verbotspartei als nächstes nehmen“.
Fakt ist, dass der Anteil der übergewichtigen Kinder in Deutschland steigt. Laut RKI ist jedes 6. Kind übergewichtig oder adipös. Dies hat weitreichende gesundheitliche Folgen, die in den meisten Fällen Einfluss aufs ganze Leben haben. A la „was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“.
Aber ist die Verlockung durch Werbung für Fruchtgummi, Chips und Fastfood hier der Hauptauslöser und das Verbot die Lösung? Sicherlich nicht! Wie in eigentlich allen Themenbereichen ist die Antwort nicht so einfach und die Lösung nicht so leicht. Wo kommen Kinder mit Werbung für die zucker- und fetthaltigen Versuchungen in Berührung? In der Regel in den Medien, im Fernsehen und heutzutage im Internet. Zwischen den kleinen Clips auf youtube oder in den sozialen Medien. Hieraus stellt sich die Frage nach dem veränderten Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen. Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) besagen, dass 6- bis 7-jährige Kinder täglich 133 Minuten auf einen Bildschirm schauen, weit mehr als die empfohlenen max. 60 min. Hierzu passen auch die Aussagen von Experten, dass sich Kinder zu wenig bewegen.
Auch fehlt es an Wissen über Lebensmittel, ihre Herkunft und ihre Inhaltsstoffe. Um mich gesund und ausgewogen zu ernähren, muss ich wissen, was mein Körper braucht und in welchen Lebensmitteln dies enthalten ist. Und natürlich kann ich das keinem Kind überlassen. Hier, aber auch bei den anderen Fragestellungen sind die Eltern gefragt. Und die grundlegendste Frage sollte sein, was lebe ich den Kindern vor. Wie ernähre und bewege ich mich, wie ist mein Medienkonsum und gehören Gummibärchen zu meinen Grundnahrungsmitteln oder sind sie die Ausnahme?
Nach diesen Überlegungen bin ich der Ansicht, dass das Problem viel größer als die vermeintliche Lösung ist und der lila Kuh nicht die gesamte Schuld in die Schuhe geschoben werden sollte. Apropos Schuhe… ich geh jetzt schuldbewusst die Sportschuhe suchen…
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