Warum auch noch Gemeinderat…

Am 14. Mai nächsten Jahres sind in Schleswig-Holstein wieder Wahlen, Kommunalwahlen. Alle fünf Jahre werden die kommunalen Ebenen neu besetzt. Es geht um die Gemeindevertretungen, die Stadträte und die Kreistage. Jeder Schleswig-Holsteiner ab 16 Jahren darf seine Stimme abgeben.

Bei der letzten Wahl im Jahr 2018 machten davon 47,0 % der Wahlberechtigten gebrauch. Im Vergleich dazu schritten bei der Landtagswahl 2022 60,3 %, bei der Bundestagswahl 2021 78,0 % und sogar bei der Europawahl 2019 59,7 % zur Wahlurne.

Nun stehen die Listen- und Kandidatenaufstellungen vor der Tür und nicht jede Partei und nicht jeder Ortsverein hat es leicht genügend Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. Und dann auch gerne noch ein paar junge Leute dabei und am liebsten Frauen. Damit das vorherrschende und leider auch nicht ganz von der Hand zu weisende Vorurteil, der von älteren Männern dominierte Gemeinderat, endlich Geschichte wird.

Schaut man hier mal auf die Zahlen wird stellt man fest, dass statistisch für jede Frau mehr als zwei Männer in den politischen Gremien sitzen. Und je höher das Amt desto weniger Frauen sind zu finden. Nur 9 % der Verwaltungsleitungen in Deutschland sind Bürgermeisterinnen.

Aber warum ist das so? Warum ist es überhaupt so schwer Menschen zu finden, die sich für ihr Dorf oder ihre Stadt einsetzen möchten? Und warum ist es scheinbar für junge Frauen noch schwerer als für ältere Männer.

Es gibt viele Punkte und sie sind hinlänglich bekannt. Die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der höhere Anteil der Care-Arbeit, die „Konkurrenz“ um die knappe Ressource Freizeit (z.B. Sport, Freunde treffen oder Netflix), aber auch die höheren Selbstzweifel. Die Fragen „kann ich das?“ oder „was kann ich da schon einbringen?“ hört man viel eher von Frauen. Und oft fehlt auch der familiäre Rückhalt und positive Support a la „wat wutt du dor“.

Außerdem ist es in der Politik nicht immer nur gemütlich. Sich in seiner Freizeit mit kommunaler Haushaltsplanung auseinanderzusetzen oder bei strittigen Fragen mit Vertretern anderer Parteien wirklich hart zu diskutieren, ist nicht immer Vergnügungssteuerpflichtig. Und die knappe Aufwandsentschädigung ist auch kein Häkchen auf der Pro-Seite.

Unter dem Strich hört sich das wirklich nicht wie ein Plädoyer für die Kommunalpolitik an. Aber das stimmt nicht. Es macht unheimlich Spaß sich für seine Gemeinde einzubringen. Viele wichtige Themen werden besprochen und beschlossen. Man lernt seine Wohnumfeld viel besser kennen und trifft generationsübergreifend andere engagierte Menschen. Außerdem wächst man mit dieser Aufgabe, erlangt neue Fähigkeiten und bildet sich weiter. Und man kann wirklich etwas bewirken!

Und besonders die junge und weibliche Sicht auf die Dinge wird dringend gebraucht. Die Kampagne „50:50 Gleiche Macht für alle“ des Landesfrauenrates Schleswig-Holstein hat es auf dem Punkt gebracht. Parlamente sollten die Bevölkerung widerspiegeln, nur so kann Politik für alle gemacht werden.

Und um mehr Frauen für die Politik zu begeistern, helfen die direkte Ansprache und digitale Format für eine bessere Vereinbarkeit. Und wer es sich nicht zutraut, den können wir beruhigen, niemandem wird der Kopf abgerissen. Im Gegenteil, alle freuen sich über Neulinge in der Politik, sie bringen frischen Wind und neue Ideen! Also traut Euch, wir würden uns freuen!

Bildquelle: https://pixabay.com/de/vectors/ankreuzen-kreuz-wahl-ja-zustimmung-1740989/

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