Mercosur Fluch oder Segen?

Das bei uns unter dem Namen „Mercosur“ bekannte Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay geht auf die Ziellinie! Mitte nächsten Jahres wird mit der Ratifizierung dieses seit 25 Jahren verhandelten Abkommens gerechnet.

„Das Abkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten würde eine der weltweit größten Freihandelszonen mit mehr als 700 Millionen Einwohnern schaffen. Es sieht vor, vor allem Zölle abzubauen und damit den Handel anzukurbeln. Unter anderem die deutsche Automobilindustrie sieht ein deutliches Potenzial, die Exporte in Richtung Südamerika zu steigern.

Handelspolitiker sehen das geplante Abkommen zudem als Botschaft an den künftigen US-Präsidenten Donald Trump und als wichtigen Schritt im Konkurrenzkampf mit China. Trump soll gezeigt werden, dass funktionierende Freihandelsabkommen langfristig besser für die heimische Wirtschaft sind als eine Abschottung von Märkten mit neuen Zöllen und anderen Handelsbarrieren. Mit Blick auf China gilt es als sicher, dass sich die Mercosur-Staaten im Fall eines Scheiterns des Abkommens wirtschaftlich noch stärker der Volksrepublik zuwenden würden.

Kritiker befürchten, dass europäische Landwirte künftig in einen gnadenlosen Preiskampf gezwungen werden und gleichzeitig die Regenwaldzerstörung in Südamerika befeuert wird.“ (Quelle: Tagesschau vom 6.12.2024)

Aus Sicht der Landwirte in der Europäischen Gemeinschaft, insbesondere in Frankreich, Polen, Italien und Deutschland, regt sich seit Beginn der Verhandlungen starker Widerstand gegen dieses Abkommen. Die Befürchtungen sind im obigen Zitat genannt und nicht von der Hand zu weisen. Auf Bundes- und Europapolitischer Ebene hat ein Abwägungsprozess zu dem Ergebnis geführt, dass der Wohlstand der Volkswirtschaften in Europa insgesamt durch dieses Abkommen gesichert und gesteigert werden würde. Staaten mit einem starken Agrarsektor sehen das erwartungsgemäß anders, müssen ihre Landwirte doch nun mit Produktionssystemen konkurrieren, die anderen Umwelt- und Arbeitsstandards entsprechen als denen in der EU. Ist das fair? Diese Frage ist nicht mit Ja oder Nein zu beantworten! Es kommt, wie immer, drauf an! Für die Sektoren mit den größten Anteilen am Bruttosozialprodukt und mit den meisten Beschäftigten, könnte dieses Abkommen ein riesiges Konjunkturprogramm bedeuten.

Gerade schwirren Videos von Rindermastanlagen durchs Netz, in denen die Tiere auf riesigen südamerikanischen Farmen in kniehohem Matsch gehalten werden. Hier bei uns ein tierschutzrechtliches Vergehen. Doch werden wir gezwungen, dieses Rindfleisch zu kaufen? Nein! Die Auszeichnungspflicht mit Herkunftsland wird, entgegen anderslautenden Behauptungen, in der EU nicht ausgesetzt werden.

Jeder ist frei in seinen Entscheidungen, welche Lebensmittel er kauft. Es gilt immer noch: Qualität hat ihren Preis! Das beinhaltet auch Standards beim Tierwohl und dem Umweltschutz. Ein aufgeklärter und informierter Verbraucher darf nicht Wunsch, sondern muss Wirklichkeit sein.

Unter dem zunehmend wichtiger werdenden Aspekt des Selbstversorgungsgrades bei Lebensmitteln ist ein erfolgreicher Agrarsektor eine existenzielle Voraussetzung für ein Leben in Frieden und Freiheit in Europa.

In diesem Sinne wünschen wir uns allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches Neues Jahr!

Schreibe einen Kommentar